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Lake Toba, Medan & mehr

 

Etappe 48 ~ von Mi. 06.08. bis Fr. 15.08.2008

 

Meine Fährüberfahrt auf dem relativ kleinen Holzboot von Siberut Harbor nach Padang war ziemlich heftig, da wir ungefähr Windstärke 5 bis 6 hatten. Was ja noch nicht einmal besonders stark ist. Es reichte aber aus, jeden, der sich irgendwie von eine Stelle zu einer anderen bewegen wollte und sich nicht irgendwo festhielt, wie eine abgefeuerte Kanonenkugel durch die Gegend zu schicken. Und ich bin wohl nur Dank der Tablette eines Holländers um die Seekrankheit herum gekommen. Dummerweise ~ oder Gott sei Dank ~ hatte Franziskus mir zwar ein Kabinenticket besorgt, auf dem die Kabine angegeben war, aber keine Bettnummer. So dass ich dann kein Bett hatte und auch keins mehr bekam, weil alle ausgebucht waren. Und so habe ich dann an der frischen Seeluft auf dem Heckdeck auf einer der Bänke ein wenig zu schlafen versucht, was natürlich bedingt durch die Schaukelei kaum möglich war, aber meinem Zustand ganz gut tat. Der Gedanke, in diesen Momenten in der engen Kabine sein zu müssen, fühlte sich gar nicht gut an, denn wenn das Schiff nach links kippte, rutschte ich nach links und dann wieder nach rechts, wenn es sich in die andere Richtung bewegte. Und als ich mich daran gewöhnt hatte, gefiel mir die Schaukelei an der frischen Luft im Liegen richtig gut und folgte den Bewegungen, wie beim Reiten auf einem Pferd. Dabei hätte ich fast meine Ixus verloren, die mir durch diese Hin- und Herbewegungen aus der Tasche gerutscht war ~ was ich nie für möglich gehalten hätte ~ und bereits auf der Bank lag, nur noch wenige Zentimeter von der Kante entfernt, deren Überschreiten den Weg in den Indischen Ozean bedeutet hätte. Aber es ging noch mal gut, und ich konnte beruhigt wieder in meinen Dämmerzustand eintauchen, der natürlich alles andere als erholsam war. Zmal es dann doch etwas kühler wurde und anfing etwas zu regnen. Aber Dank meiner winddichten Regenjacke, die ich Gott sei Dank im Daypack hatte, wurde es dann fast gemütlich. Dennoch habe ich am Mittwoch, meinem nun inzwischen dritten Ankunftstag in Padang, fast nur gepennt. Ich bin sogar schon um 21 Uhr ins Bett marschiert, obwohl ich abends ins Internet Cafe wollte. Ging aber nicht, ich war einfach zu erschossen. Na ja, es wäre so oder so nicht gegangen, da es mal wiiiiiieder Internet Probleme gab.

Poni, Rikas Mann, hatte mich morgens um acht an der Fähre in Empfang genommen und zum Hotel Benyamin gebracht, weil mein altes Hotel Imanuel schon wieder ausgebucht war und beim Spice Homestay niemand ans Telefon ging. Hier bin ich aber nur eine Nacht geblieben, da ich mich dort nicht sonderlich wohl fühlte und quartierte mich dann im Hotel Femina direkt in der Nachbarschaft für zwei weitere Nächte ein. Und somit war ich dann bis
bis Sa., dem 09.08.2008 erneut in dieser Stadtund musste mir langsam mal überlegen, wie es weitergehen soll. Schließlich war bereits etwas mehr als die Hälfte meines 60 Tage Visums Schnee von gestern, und ich war immer noch auf Sumatra. Das Ergebnis war, dass ich in Richtung Norden nach Parapat am Lake Toba fahren wollte, dem größten See in Südostasien, der außerdem vulkanischen Ursprungs ist und in dem mittendrin Samosir Island schwimmt. Diese Insel ist so groß wie Singapur und lässt einen die Größe dieses Sees gar nicht richtig wahrnahmen. Jedenfalls muss hier damals im Entstehungszeitraum ganz schön gerumst haben, aber das Ergebnis ist schon Klasse. Und so möchte ich in einer schönen Umgebung mal wieder ein paar Tage nicht ans Weiterziehen denken. Aber dann soll es von dort aus nach Medan und weiter zum Orang Utan Zentrum in Bukit Lawang gehen, um unseren behaarten Brüdern und Schwestern guten Tag zu sagen. Medan wird dann auch der Ausgangspunkt für die Fähre nach Penang / Malaysia sein, um ein zweites 60 Tage Visum zu beantragen. Schließlich will ich ja auch noch Java, Bali, die Komodo Warane und noch so einiges sehen. Und ich muss im Süden Indonesiens einen Hafen finden, von dem aus ich mit dem Schiff nach DU weiter fahren kann. Ach ja, und irgendwo möchte ich auch noch Torsten und seine Annette treffen, die sich z.Z. noch auf Papua rumtreiben. Also habe ich noch ein kleines Programm vor mir und außerdem erst einmal eine 20-stündige Busfahrt ~ die längste meiner bisherigen Reise ~ über eine Straße, die zum Teil einfach katastrophal sein soll und auch war, auch wenn sie sich Sumatra Highway nennt.

Ich hatte nur noch das letzte Ticket für den Platz neben der Toilette bekommen können und es auch genommen, weil ich Padang nun nach meinem dritten Besuch ziemlich leid war und keinen Tag mehr länger bleiben wollte. Aber kurz bevor es dann losgehen sollte, bot mir die Ticketverkäuferin einen anderen, frei gewordenen Platz an, den ich natürlich dankend annahm. Es war sogar ein Platz am Gang. Und dort lernte ich in meinem Sitznachbarn einen nichtrauchenden Indonesier kennen, der vor 15 Jahren das Rauchen aufgegeben hatte. Was ich natürlich begrüsste, auch wenn ich mit so einer Möglichkeit in diesem Land nach meinen Erfahrungen kaum mehr gerechnet hatte. Vor allem aber, weil auch in diesem Bus geraucht wurde, und ich auf diese Weise nicht ganz so direkt mit dem blauen Dunst konfrontiert wurde. Hinzu kam. dass er Englisch sprach, was immerhin eine Unterhaltung möglich machte und eine lange Busfahrt angenehmer gestaltet. Er sorgte auch dafür, dass ich in Parapat nicht wie üblich, draußen am am Stadtrand am Bus Terminal ausstieg, sondern in der Nähe der Hotels, was mir natürlich ebenfalls gefiel.

Nach meinen sich arg am unteren Limit bewegenden Unterkünften der letzten Tage lechzte ich irgendwie nach einer besseren Unterkunft und steuerte ein entsprechendes Hotel, das Atsari Hotel am Seeufer an. Ich wollte dort zwar auch nur den
„Standard Room“buchen, von dem ich mir erhoffte, dass er immer noch um Klassen besser sein würde, als das Dschungel Camp, das Zimmer im WISMA Ilham und den beiden Hotels in Padang, aber es kam besser als ich es je vermutet hätte. Denn man bot mir das teuerste Zimmer (395.000 Rp) zum halben Preis an (keine 14 Euro), der damit fast gleich mit dem für den „Standard Room“ war. Und somit hatte ich einen kleinen Tanzsaal für mich, mit all den Annehmlichkeiten, die so ein Zimmer halt bietet. Ach, war das ein schöner Ausgleich für die ganzen letzten Nächte. Ich habe es genossen, auch wenn selbst in so einem Haus das Badezimmer, das über eine Badewanne verfügte, nicht kakerlakenfrei war. Aber was soll's, diese Tierchen springen mich nicht an, stechen und beißen nicht, und so haben wir uns das Bad halt geteilt.

Parapat war eine relativ kleine Stadt, die nicht viel hermachte. Ich konnte ein wenig im Ort und am Strand herumlaufen, mir von den Anwerbern die Insel und insbesondere dort die Halbinsel Tuk Tuk und bestimmte Hotels schmackhaft machen lassen und abends eine gute lokale Küche genießen. Und dann habe ich mich am anderen Morgen erst einmal ohne Gepäck auf die Fähre gehockt, um mir Samosir Island, bzw. Tuk Tuk ein wenig zu Gemüte zu führen und nach einer Unterkunft zu schauen. Möglichst eine mit Internet, das drüben laut Lonely Planet reichlich vertreten sein sollte. Denn das einzige Internet Cafe in Parapat hatte geschlossen, wohl weil Sonntag war und es hier im Ort nicht gerade von Touristen wimmelte.

Auf der Fähre traf ich dann ein Pärchen aus Österreich und so schauten wir gemeinsam nach einer Bleibe, die wir dann im Carolina Hotel fanden. Einer hübschen Anlage, die direkt am See lag und aus einzelnen Häusern Im Batuk Stil bestand, die direkt am See und den Uferhang hinauf oder hinunter gebaut worden waren. Dieser Baustil ist typisch für die Insel, die ursprünglich von den Batuk bewohnt war. Die Häuser hatten zwar auch die typischen Büffelhorndächer, sind aber an den Giebeln mit Verzierungen versehen, die mich an die Maori Kunst Neu Seelands erinnerten. Wir bekamen das letzte freie Haus, in dem die beiden dann das Dachgeschoß bezogen, und ich das Erdgeschoß. Und da es nicht direkt am Ufer, sondern am Hang lag, gab es hier mit 20.000 Rp + Steuer (ca. 2 Euro) die preiswertesten Zimmer der ganzen Anlage, aber auch mit Seeblick und so etwas wie Almhütten Charakter, mit Doppelbett, Sitzgruppe, einfachem Bad und Terrasse. Wobei selbst die teuersten Zimmer mit 100.000 Rupia + Steuer (ca. 8 bis 9 Euro nicht hochpreisig waren. Und da es hier Wireless Lan gab ~ wenn auch nicht auf dem Zimmer ~ ein gutes Restaurant mit einer Superterrasse (die zu einem 5-Sterne Hotel gehören könnte) und einem kleinen Strand, war die Sache perfekt, und ich knatterte noch mal ans Festland, um meine Klamotten zu holen. Bei einem Fahrpreis von 50 Eurocent keine große Ausgabe. Auf dem Rückweg hielt die Fähre dann sogar auf Wunsch direkt am Hotelanleger, an dem ich dann vier Tage später auch wieder eingesammelt wurde. Vier entspannende schöne ruhige Tage, mit viel Internet ~ schließlich hatte ich Nachholbedarf ~ ein bisschen Schwimmen im relativ kühlen Wasser des See's und Halbinsel erkunden, brachten mich dann wieder auf Kurs.

Tuk Tuk war einfach idyllisch und wunderschön und sah streckenweise überhaupt nicht indonesisch aus, sondern eher mediterran mit hohen Pinien und sonstigen Pflanzen, die es auch bei uns gibt. Teilweise erinnerte es auch an bestimmte katholische Gegenden in unserem Land, denn es wimmelte von kleinen Kirchlein, die natürlich im Wechsel auftraten, eine katholisch, die nächste protestantisch. Leider waren sie alle verriegelt und verammelt, dabei hätte ich sie mir zu gerne auch von innen angeschaut. Zumindest dieser Teil der Insel war moschee- und genauso kopftuchfrei, auch etwas, was ich im Laufe der letzten Monate zu schätzen gelernt habe. Schließlich bin ich schon damals als junger Mann aus dem schwarzen Westfalen bei Münster in das freie Bremen geflüchtet, um nie wieder in eine penetrant kirchlich bestimmte Umgebung zurückzukehren. Ob der Rest von Samosir aber genauso
„frei“ war, habe ich nicht sehen können, da ich mich dann doch nicht traute, die Insel mit dem Moped zu umrunden. Aber wenn ich mich tatsächlich irgendwo in südlichen Gefilden niederlassen sollte, wäre das für mich nur in so einer Ecke möglich, in der es a) nicht ganz so heiß ist und die b) nicht vom Islam bestimmt wird. Obwohl der Schatten natürlich über dem ganzen Land liegt. Ich habe mit Jugendlichen und ihrer Lehrerin gesprochen, denen die Bali Bomben und andere Terrorakte in Indonesien ~ die ja wohl alle aus islamischer Richtung kamen ~ noch immer Angst machten. Was ich gut nachvollziehen kann. Ich wünsche ihnen und allen anderen betroffenen Menschen, dass diese grausamen Irrungen endlich vom Lehrplan des fanatischen Islams gestrichen werden. Ansonsten war es dann hier mal wieder reichlich mit Touris gespickt. Aber nach der wochenlangen Abstinenz ~ zuvor war ich ja überall und die ganze Zeit so ziemlich der einzige Exot ~ konnte ich das mal wieder ganz gut haben, zumal es auch gut tat, mit den Österreichern auf Deutsch reden zu können, auch wenn mich ihr Akzent immer mal wieder an meine Grenzen brachte.

Auf meinem zweiten Rundgang um die Halbinsel hörte ich fröhliche Musik, die im Näherkommen immer lauter wurde. Als ich dann auch noch eine bunte Zeltplane, Wimpel und viele festlich gekleidete Menschen entdeckte, dachte ich an eine Hochzeit oder ein anderes fröhliches Ereignis und wunderte mich dann, dass alle schwarz, bzw. dunkel gekleidet war. Bis auf die Kinder. Als ich dann nah genug war, konnte ich auf großen neonbunten Tafeln erkennen, dass auf ihnen neben einem Text, mittig auch immer ein Kreuz zu sehen war. Und damit wurde klar, dass es sich trotz der einladenden und fröhlichen Musik um eine Totenfeier handelte. Die Menschen standen, saßen, aßen und redeten munter durcheinander und niemand sah traurig aus. Das ganze erinnerte mich an die Jam Sessions der Schwarzen in Filmen über New Orleans, in denen Beerdigungen gezeigt wurden. Mit Spaß an der Freude abzutreten, statt mit Trauer, scheint mir eh der bessere Weg zu sein. Und hier in dieser indonesisch-christlichen Umgebung wurde er praktiziert. Ich wüsste zu gerne mehr über die Art und Weise, wie die Menschen hier ihren Glauben leben. Nur dazu müsste ich der Landessprache mächtig sein oder einen Einheimischen mit entsprechenden Englischkenntnissen treffen. Kommt ja vielleicht noch. Auf Samosir Island jedenfalls noch nicht, zumal ich dann am folgenden Morgen auch nach Medan weiter fahren wollte. Also hieß es dann nach dem letzten Frühstück, die Rechnung zu begleichen, auszuchecken, auf die Fähre am Hotelanleger und dann auf dem Festland den Mini Bus zu warten. Ich hatte mich mal wieder für dieses Transportmittel entschieden, obwohl es sich dieses Mal als die unbequemere Variante heraustellte. Denn mit mir fuhren ein paar Holländer, die so unverschämt viel Gepäck dabei hatten, dass der Kofferraum des Vans es nicht fasste und dann im Inneren des Autos untergebracht werden musste. Das hatte zur Folge, dass alle nur wie ein Äffchen auf dem Schleifstein sitzen konnten, was natürlich bei knapp 4 Stunden Fahrtzeit auf Dauer doch recht unbequem wurde. Jedenfalls empfand ich es so. Ich hatte mir in Medan das JJ's Guesthouse ausgekuckt, das sich in einer alten holländischen Villa befindet und einer fast ebenso alten reizenden Dame gehört, die ein vorzügliches Englisch sprach. So weit ich das beurteilen kann. Aber auch Holländisch. Leider lag das Haus am Arsch der Welt, aber das hatte ich schon geahnt, so dass ich mich nicht wundern durfte, dass es hier nicht viel gab. Und es war ~ wie der LP es beschrieb ~ schwer zu finden. Aber die Beschreibung hatte mich irgendwie gereizt und es war schon schnuckelig dort. Der Raum, den ich bekam, wäre groß genug, um zwei daraus zu machen, die dann immer noch eine sehr passable Größe hätten. Es muss wirklich mal eine alte hochherrschafftliche Hütte gewesen sein, mit entsprechendem Grundstück + Mauer drum herum. In die Chaotenstadt ~ Medan war für mich außerdem weder eine schöne, noch eine interessante Stadt (auch wenn der Name ganz gut klingt), sondern wie auch für andere Traveller, nur eine Art Drehkreuz zu anderen Zielen ~ bin ich mit dem
„becak“ gefahren, das ist ein Moped mit einer Art offenem Beiwagen, ähnlich dem einer Rikshaw.. Und um nicht übers Ohr gehauen zu werden, hatte mir die alte Dame den Tip gegeben, dass die Fahrt 8.000 oder maximal 10.000 Rupia kosten dürfe, was auf der Fahrt in die Stadt auch prima funktionierte. Nur heimwärts probierten die Fahrer es dann wieder gnadenlos. Nun sollte sie plötzlich 50.000 Rp kosten, und als ich von meinen 8.000 berichtete, versuchten sie, immer noch 20 und schließlich 15.000 zu bekommen. Ich habe dann ganz einfach meinen alten Trick angewandt und bin ein paar Schritte aus dem Pulk von 50 oder mehr „becaks“ herausmarschiert und habe dann meine Rückfahrt für 10.000 bekommen. Aber an diesem Gebahren ist etwas, was ich nicht nachvollziehen kann. Die Fahrer wussten, dass ich die Preise kenne und alle waren sie scharf auf einen Fahrgast, der zu 99% ein Einheimischer sein würde, dem die Preise ebenfalls bekannt sind. Warum ließen sie den Ausländer gehen, bei dem immerhin 2.000 Rupia mehr drin gewesen wären und ja auch waren, weil ich nicht auch noch um die letzten 2.000 Rupia feilschen mochte? Eine Art Ehr- oder Gesichtsverlust? Keine Ahnung. Selbst ein Indonesier konnte mir darauf keine Antwort geben.

Keine Ahnung hatte ich auch, wie und wo ich denn in dieser Abgeschiedenheit für meine Abhängigkeit das Internet betreffend etwas tun könnte. Bis mir der Sohnemann meiner Gastgeberin erzählte, dass es ganz in der Nähe, kurz hinter KFC ~ das ist so etwas McDonalds, nur mit anderem Namen ~ einen Hotspot der Firma Indonet gäbe, die dort allen Laptop Besitzern freien Zugang ins Internet gewährt. Das war doch mal ein ganz anderer Schnack. Nun erlebte ich in Indonesien zum zweiten Mal ~ und das auch noch direkt hintereinander ~ dass Firmen begriffen hatten, dass mit diesem Service Gäste und Kunden gewonnen werden. Aber manchmal dauert es eben länger, bis die Rupia fällt. Und so saß ich dann bald zusammen mit den einheimischen Jugendlichen am Rand der lauten Straße und klimperte fröhlich auf meiner Tastatur. Und anschließend marschierte ich dann ~ so sehr sich in mir auch alles sträubte ~ zu KFC, um meine anderen leiblichen Bedürfnisse zu stillen. Asche auf mein Haupt, aber eine andere Möglichkeit gab es kaum, denn die wenigen kleinen Buden hatten nur mittags geöffnet und außer einem teuren versnobten Schuppen, dessen Essen nicht mal gut schmeckte, gab es hier in der Ecke nun mal nichts. Auch meine alte Dame konnte mir da nicht weiter helfen.

Tja, und dann kümmerte ich mich ~ um keine böse Überraschung zu erleben ~ am Vortag meiner Weiterreise um das Wie und Wo. Da der Busbahnhof 10 Kilometer entfernt war, dachte ich, dass ich wie in Padang, in einem der besseren Hotels in der Innenstadt ein Ticket für einen Mini Bus oder einen Überlandbus bekommen könnte. Aber in Medan war mal wieder alles anders. Man verstand nicht einmal was ich wollte und glaubte, dass ich für 800.000 Rupia einen Wagen nach Bukit Lawang mieten wollte. Selbst meine Schilderung, dass ich ja mit so einem Teil nach Medan gekommen war und damit weiter zu fahren gedachte, half mir nicht weiter. Und so musste ich dann doch noch mit einem
„opelet“ an den Stadrand fahren. Ein Unterfangen, das vom Stadtinneren aus ganz schön Zeit beansprucht. Ich war über eine Stunde dahin unterwegs. Aber danach wusste ich wenigstens wie der Hase läuft, dass ein paar hundert Meter weiter doch diese Mini Busse abfahren und dass ich mein Ticket erst in dem „local bus“ kaufen kann, der zu jeder vollen Stunde fährt, und nicht halbstündig, wie im LP beschrieben. Es tauchen halt immer wieder irgendwelche Ungereimtheiten auf.

An dieser Stelle möchte ich mal darauf hinweisen, dass ich von vielen deutschsprachigen Travellern von Zeit zu Zeit erzählt bekommen habe, das der Lonely Planet für die asiatischen Länder eh nicht das Gelbe vom Ei sei, während der Lohse ~ weil Stefan Lohse sich hier seit 30 Jahren rumtreibt ~ einfach der bessere Reiseführer sei. Leider kann man ihn selbst in solchen Städten wie Bangkok oder Singapur auch nicht in den großen Buchläden mit deutscher Abteilung kaufen. Die englische Backpacker Bibel hat hier halt verständlicher-, wenn auch unverdienterweise überall die Nase vorn.

Auf der
„opelet“ Hinfahrt zum Terminal, wie auch auf der Fahrt zurück zum JJ's Guesthouse komme ich ~ wie oft bei solchen Gelegenheiten ~ mit dem eine oder anderen Fahrgast ins Gespräch. Auf der Hinfahrt gleich mit 4 jungen Frauen, die alle einer Kirche zur „Heiligen Mutter Maria“ angehören und auf dem Weg zu einem Krankenhaus sind, um dort kranke Gemeinde Mitglieder zu besuchen / zu betreuen. Ein herrlich neugieriges Völkchen, das natürlich mit Vornamen herumlief, wie sie deutscher kaum sein konnten. Die hübscheste von ihnen hieß Emilia, die anderen Namen habe ich nicht behalten. Asche auf mein Haupt. Es ist schon seltsam, dass ich, der fast sein ganzes Leben mit allem, was Kirche hieß, auf Kriegsfuß stand ~ und mit den Hardlinern auch noch stehe ~ und unterwegs, aber insbesondere hier, für christliche Dinge ein gewisses Interesse entwickle, dass ich mich schon wundere. Aber es ist wohl eher dieses fast kindliche Umgehen der Menschen hier mit ihrem Glauben, was mich fasziniert. Ähnlich habe ich das ja als Kind auch mal getan.

Auf der Rückfahrt werde ich von einem nicht mehr ganz so jungen Mann in ein Gespräch verwickelt, der vielleicht 35 oder 38 Jahre alt sein dürfte. Zu meiner Verwunderung in recht passablem Deutsch, nachdem er hörte, dass ich aus Germany komme. Er erzählte mir, dass er protestantischer Pastor sei und auf Bali eine Pfarrei gehabt habe, aber jetzt hier in Medan sei, weil er auf die Zusage eines Professors aus Frankfurt für sein Stipendium für ein Studium wartete. Er wollte von mir wissen, wie teuer das Leben in Deutschland und insbesondere in Frankfurt sei, was er für ein Zimmer, sein Essen, den Strom usw. wohl ausgeben müsse. Ich nannte ihm einen Betrag zwischen 600 und 800 Euro, ohne es jedoch im Moment genauer zu wissen, weil das ja von vielen Faktoren anhängig ist. Als wir dann grob und überschläglich ermittelten, dass das um die 10 Millionen Rupia sein würden, konnte er mir nur zustimmen, das Deutschland ein teures Pflaster sei. Vor allem, wenn man aus einem der Länder von hier unten kommt. Aber dann wurde unser Gespäch abrupt unterbrochen, weil der Fahrer mir klarmachte, dass für mich Endstation sei.
Da ich aber am anderen Morgen nicht wieder diese ätzend lange Tour mit dem
„opelet“ machen wollte ~ auch wenn es mit 6000 Rp die preiswerteste Art der Fortbewegung war, fragte ich einen Taxifahrer und meinen „becak“ Fahrer, den niedlichen älteren Mann, der mich auch zuvor schon in die Stadt gefahren hatte. Interessanterweise empfahl mir auch meine „Old Lady“ diesen Mann, als ich sie sicherheitshalber wieder nach den Preisen für diese Strecke fragte. Das Gefälle war 50.000 / 25.000, womit klar war, dass mein alter Freund mich zum Bus Terminal bringen würde. Und das klappte auch vorzüglich. Er stand bereits am Tor und griente über beide Ohren. So mag ich das, auch wenn ich dann trotz meines gestrigen exzessiven „opelet“ Exkurses, doch noch eine kleine Überraschung erlebte.

 

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